Vortrag: „Nachhaltige Unternehmenskultur Made in China“

Dr. Matthias Niedenführ zu Gast am Konfuzius-Institut Metropole Ruhr |

Am 10. Oktober 2024 hielt Dr. Matthias Niedenführ, frisch von einer Chinareise zurückgekehrt, einen Vortrag über nachhaltiges Unternehmertum in China. Er leitete das Thema in Bezug zur Vortragsreihe des Konfuzius-Instituts „Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz in China“ mit der übergeordneten Frage nach der Vereinbarung von Wohlstand und Nachhaltigkeit ein.

Das Publikum setzte sich aus Unternehmern, Studierenden der Universität Duisburg-Essen und weiteren Interessierten zusammen. Nach dem Vortrag fand ein intensiver Austausch statt, der das Interesse und die Relevanz des Themas unterstrich.

Dr. Niedenführ stellte fest, dass Nachhaltigkeit in China eine bedeutende Rolle spiele, was sich auch in der Berichterstattung rund um die Feierlichkeiten zum diesjährigen Nationalfeiertag widerspiegelte. Die Darstellung von Natur und einer intakten Umwelt seien ein zentrales Narrativ der Kommunistischen Partei Chinas. Unter der Führung von Xi Jinping verfolge China das Ziel, Umweltschutz mit Wirtschaftswachstum in einer „ökologischen Gesellschaft“ zu verbinden. Diese staatlichen Bestrebungen zeigten sich in der strengen Durchsetzung von Umweltschutzmaßnahmen in privaten und staatlichen Unternehmen, so Dr. Niedenführ.

China habe sich in Bereichen wie Wind-, Wasser- und Solarenergie als technologischer Vorreiter etabliert. Dr. Niedenführ hob hervor, dass insbesondere bei der Energieübertragung über weite Strecken erhebliche Fortschritte gemacht wurden. Angesichts der geografischen Größe Chinas sei eine moderne und effiziente Infrastruktur unerlässlich, um nachhaltig produzierten Strom aus entlegenen Gebiete zu den Verbrauchern an der Küste und im Kernland zu transportieren. Dies stelle einen bedeutenden Fortschritt für die Versorgung mit nachhaltig erzeugtem Strom dar.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Entwicklung der Infrastruktur für den Personentransport. Dr. Niedenführ erläuterte, dass Chinas Ausbau von Fernzugverbindungen und Ladestationen für Elektroautos die Verbreitung dieser Technologien fördere. Während in Deutschland oft das Auto oder das Flugzeug für lange Strecken gewählt würde, nähmen die Menschen in China zunehmend den Schnellzug. Daher sei die hohe Reichweite von Elektroautos dort weniger entscheidend.

Die zunehmende staatliche Einflussnahme und die Initiativen der Unternehmen selbst wiesen darauf hin, dass sich das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in Chinas Unternehmen in den letzten Jahren gewandelt habe. Dr. Niedenführ präsentierte mehrere Fallbeispiele von Unternehmen, die eigeninitiativ nachhaltige Projekte verfolgen und die er über einen längeren Zeitraum wissenschaftlich untersucht hat. Diese Unternehmen, die sich als „Konfuzianische Unternehmen“ bezeichnen und mit den hiesigen „Hidden Champions“ vergleichbar sind, nutzen Nachhaltigkeit als Alleinstellungsmerkmal, was ihnen hilft, sich auf dem Markt zu behaupten.

Laut Dr. Niedenführ haben die Nachhaltigkeitskonzepte in China verschiedene Ursprünge. Neben westlichen Konzepten von Wirtschaftsethik und Corporate Social Responsibility spielen auch sozialistische Ideen und die chinesische Tradition eine Rolle. Insbesondere so unterschiedliche Schulen wie der Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus böten verschiedene Ansätze für nachhaltiges Handeln.

Es mag paradox erscheinen, dass die Rückbesinnung auf traditionelle Werte in diesen Unternehmen als neuartig und innovativ betrachtet wird. Dr. Niedenführ erklärt dies mit der langjährigen Unterdrückung der Auseinandersetzung mit der chinesischen Tradition.

Abschließend gab Dr. Niedenführ einen Ausblick auf einen seiner zukünftigen Forschungsschwerpunkte und wies auf innovative Projekte in China hin, wie die sogenannten „Sponge Cities“, die Möglichkeiten zur optimierten Wasserspeicherung bieten.

Text: Sarah Reimann

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