Wirtschaftsjournalist, Chinakenner und Autor Wolfgang Hirn hat sich in der deutschsprachigen China-Community einen Namen gemacht, vielen ist er bekannt durch seinen Newsletter China-Hirn. Am 23. Mai 2024 war er am Konfuzius-Institut zu Gast. Thema des Abends war sein neuestes Werk „Der Tech-Krieg. China gegen die USA. Und wo bleibt Europa?“, erschienen im Campus-Verlag 2024. In seinem Buch untersucht Wolfgang Hirn die geopolitischen Spannungen und technologischen Rivalitäten zwischen den USA und China.
Wolfgang Hirn erklärte eingangs, wie es zur Entstehung des Buches kam, das er in nur einem halben Jahr schrieb. Die Konkurrenz zwischen China und den USA habe aus seiner Sicht die Form eines, wenn auch nicht heißen, aber doch kalten Kriegs angenommen. Europa gerate dabei mehr und mehr in die Rolle des Zuschauers. In seinem Buch, das er als Weckruf für die Politik verstanden wissen möchte, betrachte er daher verschiedene technologische Bereiche, wie Künstliche Intelligenz, 5/6G-Netzwerke, Halbleiterproduktion oder Quantencomputing, und analysiere die jeweilige Lage der drei Player USA, China und Europa.
In seinem weiteren Vortrag zeichnete Wolfgang Hirn neben einem aktuellen Bild der drei Akteure historisch nach, wie sie sich jeweils technologisch-wirtschaftlich bis zum heutigen Zeitpunkt entwickelt haben. Die USA, lange Technologieführer in vielen Bereichen, habe durch die Kombination von Know-how und Kapital Erfolg gehabt. China hingegen sei ein Meister der Prozessinnovation und so zu einer „manufacturing superpower“ geworden. Und Europa, attestiert Hirn, betreibe zwar gute Grundlagenforschung, aber der Schritt zur Vermarktung gelinge meist mangels Unternehmergeists nicht. Europa manövriere sich so ins Abseits.
Reger Austausch und Diskussion
Im Anschluss an Wolfgang Hirns Buchvorstellung führten Prof. Dr. Thomas Heberer und Susanne Löhr das Gespräch mit dem Autor weiter. Auch das Publikum beteiligte sich wie gewohnt lebhaft an der Diskussionsrunde. Debattiert wurde über die Angemessenheit der Sprachbilder. Ist es angebracht von einem „Tech-Krieg“ zu sprechen? Liegen die Ursachen für die unterschiedliche Entwicklung in den verschiedenen politischen Systemen oder im Bildungshintergrund der Eliten der jeweiligen Staaten? Wie ist es um die China-Kompetenz der europäischen und deutschen Politik bestellt?
Themen, wie die Rolle der EU in diesem Tech-Krieg, die laut Hirn einem falschen Selbstbild nachhänge und meine, mit Regulierung punkten zu können, wurden intensiv diskutiert. Ein besonders interessanter Aspekt war Hirns Analyse der möglichen Szenarien für die Zukunft. Er sprach über die Chancen und Risiken einer weiteren Eskalation der Spannungen und betonte die Notwendigkeit internationaler Kooperation, um globale Herausforderungen wie den Klimawandel effektiv anzugehen.
Der Bericht ist auch beim China Business Network Duisburg (CBND) erschienen: