Globale Klimapolitik im Fokus – China, USA und Deutschland auf dem Weg zum 2‑Grad‑Ziel

Welche Strategien verfolgen China, die USA und Deutschland in der Klimapolitik? Welche wirtschaftlichen, technologischen und geopolitischen Faktoren beeinflussen ihren Beitrag zum globalen Klimaschutz? Antworten auf diese Fragen gaben zwei Expertinnen für die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit am 26. Juni 2025 im Rahmen des Essener Wissenschaftssommers. Eingeladen hatten die FOM Hochschule und das Konfuzius-Institut Metropole Ruhr. Es diskutierten Prof. Dr. Estelle Herlyn (Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Beschaffung und Nachhaltigkeit an der FOM Hochschule Düsseldorf) und Dr. Eva Sternfeld (Umweltwissenschaftlerin, Peking). Das Gespräch moderierten Prof. Dr. Andreas Oberheitmann und Susanne Löhr.

Prof. Herlyn analysierte die stark wechselhafte US-Klimapolitik: Während unter Präsident Trump Klimaschutzprogramme derzeit konsequent zurückgebaut würden, habe die Biden-Regierung noch ehrgeizige Ziele mit massiven Investitionen in saubere Energien und strenger Regulierung verfolgt. Die Auswirkungen der Trumpschen Politik für den globalen Klimaschutz seien enorm. Für langfristigen Investitionen, die Unternehmen im Energiebereich stemmen müssen, sei vor diesem Hintergrund nicht die notwendige Planungssicherheit gegeben. In Deutschland ist das Klimaschutzgesetz (KSG) zentrales Instrument, das ambitionierte CO₂-Reduktionsziele vorgibt. Herlyn erläuterte, dass die Strategie auf dem „All Electric“-Ansatz basiere, mit starkem Fokus auf erneuerbare Energien und grünem Wasserstoff. Kritisch betrachtete sie die teils planwirtschaftlichen Vorgaben, die hohe Energiepreise und eine zunehmende Abwanderung industrieller Produktion nach sich ziehen. Deutschlands CO₂-Einsparungen entstünden derzeit weniger durch Innovation, sondern durch sinkende Produktionszahlen.

Dr. Sternfeld zeichnete ein differenziertes Bild Chinas: Das Land gilt einerseits als Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien, Elektromobilität und Aufforstung, andererseits bleibt es der größte CO₂-Emittent weltweit. Der Energiemix ist nach wie vor stark von Kohle geprägt, wenngleich die Kernenergie ausgebaut wird. Fortschrittenin z.B. Luftqualitätt und Technologieexporte stehen ungelöste Umweltprobleme und strukturelle Abhängigkeiten gegenüber. Sternfeld warf die Frage auf, ob Chinas langfristige politische Planungszyklen der Schlüssel zur grünen Transformation sein könnten – oder ob sie zugleich deren Grenzen markieren.

Die Veranstaltung machte deutlich: Klimaschutz kann nur global gelingen. Nationale Anstrengungen bleiben notwendig, greifen aber ohne internationale Kooperation zu kurz. In der Diskussion wurde klar, dass Technologieoffenheit – also die Kombination aus erneuerbaren und steuerbaren Energien – sowie Wirtschaftlichkeit zentrale Voraussetzungen für eine wirksame und nachhaltige Klimapolitik sind.

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