Dialog mit China: Austausch von Praxiserfahrungen – Leipziger Workshop

29.-30. November 2024 | Leipzig

Der Dialog mit China ist in vielen Bereichen über die wirtschaftlichen Beziehungen hinaus von Bedeutung – von der Politik über die Wissenschaft bis hin zur Kultur. Die Konfuzius-Institute Metropole Ruhr und Leipzig begrüßten Akteure, die sich mit dem zivilgesellschaftlichen Dialog zwischen China und Deutschland auseinandersetzen. Über anderthalb Tage wurden in zwei Arbeitsgruppen Erfahrungen ausgetauscht, und die Teilnehmer:innen erarbeiteten Wege für einen konstruktiven Dialog mit chinesischen Einrichtungen und Handlungsempfehlungen für Städte- oder Schulpartnerschaften, sowie in den Bereichen Erziehung, Wissenschaft und Kultur.

Workshop-Teilnehmer:innen

Der Workshop bestand aus mehreren Diskussionsrunden, die thematisch in verschiedene Workshop-Sessions einleiteten. Den Auftakt machte die Diskussion der politischen Rahmenbedingungen in der Zusammenarbeit mit China.

  1. Schlüsselmomente der deutschen und europäischen China-Politik:
    Die wirtschaftliche Verflechtung mit China ist nach wie vor eng. Diskutiert wurden einschneidende Ereignisse wie die EU-Sanktionen 2020 und das Scheitern des Investitionsabkommens sowie der grundlegende Stimmungswandel in Europa gegenüber China – besonders seit der Covid-Pandemie.
  2. Innenpolitische Entwicklungen in China:
    Im Zentrum standen die zentralisierenden Tendenzen unter Xi Jinping, etwa infolge des Arabischen Frühlings und im Kontext der angespannten Beziehungen zu den USA. Die zunehmende „Versicherheitlichung“ – z.B. durch das NGO-Gesetz – wurde kritisch beleuchtet.
  3. Geopolitische Verschiebungen:
    Der Krieg in der Ukraine, Sanktionen gegen Russland und ihre indirekten Auswirkungen auf die Beziehungen zu China wurden ebenso thematisiert wie die Bedeutung von Wissenschaftsfreiheit bei Kooperationen.


Das erste Panel kam zu dem Schluss, dass die Zusammenarbeit mit China in vielen Bereichen nach wie vor wichtig sei, auch um zukunftsfähig zu bleiben, jedoch eine kritische Auseinandersetzung mit den politischen Entwicklungen in China unerlässlich bleibt.

Im anschließenden zweiten Panel ging es um den Erwerb von China-Kompetenz und Spracherwerb im deutschen Bildungssystem. Deutlich wurde: das Angebot ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gering und variiert stark zwischen den Bundesländern. Der Erfolg hängt oft vom Engagement einzelner Schulen ab. Herausforderungen betreffen sowohl die Lehrpläne als auch die Ausbildung von Lehr-kräften. Auch wurde diskutiert, wie China-Kompetenz frühzeitig gefördert werden kann.

Im letzten Panel befassten sich die Teilnehmenden mit der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und Forschung mit China in den Bereichen Gesundheitswesen, Klima und Digitalisierung. Die damit einhergehenden Herausforderungen und Hürden, wie beispielsweise die Wissenschaftsfreiheit in China und in Deutschland und die Unterschiede wurden dabei näher beleuchtet. Ein weiteres Problem, welches in der Runde thematisiert wurde, ist, dass junge Forscher:innen kaum Zugangsmöglichkeiten haben, um in China zu forschen.

Arbeitsgruppen: Empfehlungen für die Praxis
Zwei parallel tagende Arbeitsgruppen entwickelten konkrete Empfehlungen:

  • Kommunale Zusammenarbeit mit China:
    Die SWOT-Analyse zeigte Chinas Stärken (Rohstoffe, Fachkräfte, langfristige Planung, Industriepolitik), aber auch Schwächen wie den demografischen Wandel und technologische Abhängigkeiten. Für Deutschland wurden Bildungsniveau, Rechtsstaatlichkeit und Innovationskraft betont – bei gleichzeitigen Risiken wie Informationsabfluss und systemische Abhängigkeiten. Empfohlen wurde u.a.:
    • der Austausch zwischen Kommunen zu China-Anfragen,
    • zentrale Ansprechpartner z. B. beim Auswärtigen Amt oder den kommunalen Spitzenverbänden,
    • der Aufbau von China-Kompetenz in der Verwaltung,
    • transparente Zieldefinitionen und Einbindung lokaler Wissenschaft.
  • Chinesischunterricht – Motivation und Methodik:
    Die „optimale Chinesischstunde“ sollte kreativ, praxisnah und transkulturell ausgerichtet sein. Neben dem Einsatz vielfältiger Medien wurden auch außerschulische Formate wie Tage der offenen Tür, Messen oder Kultur-veranstaltungen als motivierend identifiziert. Inhalte aus der chinesischen Popkultur – etwa Comics (漫画 mànhuà) oder Plattformen wie 小红书 (xiǎohóngshū) – können zusätzliche Zugänge schaffen.


Fazit
Der Leipziger Workshop hat deutlich gemacht, wie vielschichtig und zugleich essenziell der zivilgesellschaftliche Austausch mit China ist. In einer zunehmend polarisierten Welt braucht es Räume des Dialogs, in denen gemeinsame Herausforderungen erkannt, reflektiert und bearbeitet werden können. Der Workshop leistete hierzu einen wertvollen Beitrag – durch klare Analysen, offene Diskussionen und konkrete Handlungsvorschläge.

Leipzig und Duisburg, im April 2025

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